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Untersuchungen zu Alternativen für den Einsatz kupferhaltiger Mittel gegen Rebenperonospora im ökologischen Weinbau

 

Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau
Abteilung Obst- und Weinbau
W. K. Kast

Problemstellung

Die Anwendung kupferhaltiger Präparate zur Bekämpfung der Rebenperonospora (Plasmopara viticola) ist im ökologischen Anbau nur bis 31.03.2002 zulässig. Gegen den Einsatz von Kupfer sprechen folgende Argumente:

 

Kupfer als Schwermetall reichert sich in den Böden behandelter Rebflächen an (Folge: Chlorosen, Hemmung der mikrobiellen Stoffkreisläufe, Schädigungen von Regenwürmern und Veränderung der Biozönose).

 

Oberflächengewässer werden durch den Eintrag von Kupfer belastet, da Kupfer toxisch für Fische und Fischnährtiere ist.

 

Kupfer reichert sich im Sediment von Gewässern an.

Als Alternative stehen im ökologischen Anbau nur aluminiumhaltige Gesteinsmehle zur Verfügung, die teilweise als Pflanzenstärkungsmittel registriert sind (Mykosin, Ulmasud). Diese haben eine geringe Regenbeständigkeit und schädigen bei häufigem Einsatz die Rebe sowie wichtige Nützlinge, z. B. Raubmilben.

Ziel

Ziel des Vorhabens war die Prüfung und Entwicklung neuer Bekämpfungsmethoden durch antifungale Naturstoffe, anorganische und organische Substanzen.

Untersuchungsmethode

Die Wirksamkeit der Präparate wurde zunächst in einem Labortest mit Blattscheiben geprüft. Dabei wurden nach einem standardisierten Verfahren Blattscheiben 48 und 4 Stunden vor (präventiver Einsatz) und 4 Stunden nach der Infektion (kurative Behandlung) appliziert. In einer zweiten Stufe wurden im Gewächshaus analoge Tests an Topfreben durchgeführt. In Freilandversuchen wurde die Wirkung aussichtsreicher Stoffe teilweise auch in Kombinationen überprüft. Bei einzelnen Varianten, die mit Phosphoriger Säure behandelt worden waren, wurden aus den Trauben Most und Wein hergestellt und diese in einem Fachlabor auf Rückstände untersucht.

Ergebnis

Salicylsäure

Im Blattscheibentest reduzierte Salizylsäure 0,2 % den Befall um ca. 80 %, wenn sie 4 Stunden vor der Infektion appliziert wurde. Bereits bei 2-tägigem Abstand fiel die Wirkung stark ab. Der kurative Effekt ist sehr gering. Die Wirkung im Freilandversuch war anfangs mit ca. 30 % Befallsreduktion signifikant. Im September war der Blattbefall jedoch auf fast 100 % angestiegen.

Phosphorige Säure

Phosphorige Säure (0,1 %) zeigte sowohl im Blattscheibentest als auch im Freilandversuch eine sehr gute Wirkung, sowohl vorbeugend als auch bei kurativer Wirkung. Die Wirkung wird allerdings nur im Wachstumsstadium erreicht. Bei älteren Blättern geht die Wirkung verloren. Im Wein wurden Rückstandswerte von 8 - 10 mg/kg nach 3 bzw. 8 Anwendungen gefunden. Für die Praxis interessant wären 3 Anwendungstermine bis zum Rebstadium „Schrotkorngröße Beeren".

Sonstige naturnahe Substanzen

Geprüft wurden Canavanin (Nicht-Protein-Aminosäure), Chitosan, Cholsäure, Flavon, Gallensäure-Na-Salz, Parthenolid und Spaponin (jeweils 1000 ppm) und Linolsäure, Methyljasmonat (Signalstoff der pflanzlichen Resistenzreaktion) und Saccharin (jeweils 10 ppm) sowohl im Blattscheiben- als auch im Topfpflanzentest.

Kurative Effekte wurden mit Canavanin (93 %) und Methyljasmonat (32 %) festgestellt.

Bei vorbeugender Anwendung waren neben diesen beiden auch Linolsäure, 3-Aminobuttersäure und Saponin (jeweils 80 - 95 %) wirksam. Bei allen anderen Substanzen lag der Effekt bei 15 - 75 % Befallsreduktion.

Pflanzenextrakte

Bei 23 Pflanzenarten wurden aus unterschiedlichen Teilen (Blatt, Blüte, Wurzel oder ganze Pflanze) 4 verschiedene Extrakte (wässrige (Tee), wässrige AC-, alkoholische und alkoholische AC-Auszüge) hergestellt und im Standard-Blattscheibentest (3 Termine, 48 und 4 Stunden vor, 24 Stunden nach der Infektion) und im Topfpflanzenversuch (2 vorbeugende Termine) geprüft. Nur in wenigen Fällen war für die Wirkung die Art der Extraktion entscheidend. Mit 21 prinzipiell wirksamen Extrakten wurden Konzentrationstests im Blattscheiben-Testverfahren durchgeführt (1 %-, 2 %-, 3 %-, 4 %-, 5 %ige Extrakte der am besten wirksamen Extraktionsmethode). Die insgesamt besten Ergebnisse wurden mit Efeublättern, Faulbaumrinde, Rhabarberwurzeln, Schlüsselblumenwurzeln und Weidenrinde erzielt.

Abbildung: Efeublätterextrakt brachte mit die besten Ergebnisse unter den Pflanzenextrakten

In einem Freilandversuch im Jahr 2000 wurden Schlüsselblumen-, Weidenrinden-, Enzianwurzel-, Faulbaumrinden- und Goldrutenkrautextrakt geprüft. Dabei wurden alle 5 Pflanzenextrakte auch in Kombination mit Saponin (0,1 %) und Phosphoriger Säure (0,1 %) sowie der Dreifachkombination geprüft. Peronospora trat erst sehr spät im Juli in der Versuchsanlage auf, nachdem Ende Juni künstliche Primärinfektionen gesetzt worden waren, weil natürliche Primärinfektionen in diesem Jahr nicht gefunden wurden. Das Vergleichsmittel Kupferkalk (0,1 % = 1/10 der zugelassenen Konzentration) minderte den im September ermittelten Blattbefall um 86 %). Phosphorige Säure, die nur am Neuzuwachs wirkt, hatte wegen des in dieser Phase nur noch geringen Zuwachses nur wenig Wirkung (Mittel 22 %). Saponin erhöhte sogar tendenziell den Befall im Mittel über die Extrakte um 37 %, wobei besonders negativ die Kombinationen mit Schlüsselblumen- und Faulbaumextrakt auffielen, die einen um 42 % bzw. 66 % höheren Befall als die Kontrolle ergaben. Vermutlich verlängert in diesen Fällen der Zusatz von Saponin die Benetzungszeiten.

Die Kräuterextrakte bewirkten alle im Mittel über die Kombinationspartner eine Befallsreduktion von 33 - 42 %, wobei zwischen den verschiedenen Extrakten keine signifikanten Unterschiede auftraten.

Konsequenzen für die Praxis

Phosphorige Säure wäre als Ersatz von Kupfer vorzugsweise bis zum Stadium „Schrotkorngröße der Beeren" geeignet. Später ist die Substanz nahezu unwirksam. Bei früher Anwendung entstehen nur unbedenkliche Rückstände im Wein.

Salizylsäure hat nur eine zeitlich sehr begrenzte (wenige Tage) Wirkung, ist deshalb weniger interessant.

Eine breite Palette von Kräutern hat eine gewisse Wirkung auf Rebenperonospora. Die praktische Nutzbarkeit muss jedoch noch geprüft werden.

Dasselbe gilt für die folgenden Substanzen: Canavanin, Methyljasmonat Linolsäure, 3-Aminobuttersäure und Saponin.

Die Langfassung dieses Berichtes können Sie hier nachlesen  

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