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Prüfung verschiedener Abdeckmaterialien auf ihre Eignung für den Himbeeranbau

Lothar Tränkle und Gunhild Muster
LVWO Weinsberg
E-Mail:
lothar.traenkle@lvwo.bwl.de
; gunhild.muster@lvwo.bwl.de

Die Abdeckung des Pflanzstreifens in Beerenobstkulturen hat neben dem Ziel des Verzichts bzw. der Minimierung des Herbizideinsatzes vor allem die Funktion eines Verdunstungsschutzes und damit eines wassersparenden Effekts und somit verbesserten Pflanzenwachstums.

Im Versuchsbetrieb Heuchlingen der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg sollte in einem Versuch in den Jahren 1992 - 1996 ermittelt werden, welche Abdeckmaterialien sich in Hinsicht auf Ertrag und Qualität für den Himbeeranbau eignen.

Im Herbst 1991 bzw. Frühjahr 1992 wurden auf der Himbeerpflanzen der Sorte 'Himboqueen' in einem Abstand von 0,5 x 2,5 m gepflanzt. Die Pflanzen in den 25 m² großen Parzellen wurden als Hecke erzogen.

Beim Boden am Versuchsstandort handelt es sich um einen Lößlehm mit der Bodenzahl 76. Heuchlingen liegt rund 200 m über NN. Der mittlere jährliche Niederschlag beträgt 632 mm und die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 9,4 °C.

Alle Kulturmaßnahmen (mit Ausnahme der Pflanzreihenabdeckung) wurden einheitlich durchgeführt.

Zur Abdeckung der Pflanzreihen wurden die folgenden Materialien verwendet:

Weizenstroh

Pferdemist (strohreich)

Schweinemist

Champignonmist

Mulchfolie (Maypex Typ 9)

Holzhäcksel

Zur Kontrolle wurde eine siebte Variante ohne Abdeckung eingerichtet, die während der Versuchsdauer mit einem Herbizid ( Basta bzw. Fusilade) bewuchsfrei gehalten wurde.

In allen Varianten wurden von 1992 - 1995 jeweils im Frühjahr 80 kg Stickstoff als Schwefelsaures Ammoniak (21 % N) gedüngt.

Um die Nitratdynamik unter den verschiedenen Abdeckmaterialien zu ermitteln, wurden an mehreren Terminen Bodenproben aus den Tiefen 0 - 30 cm und 30 - 60 cm gezogen und auf den Nitratgehalt untersucht.

In Tabelle 1 sind die Erträge der Varianten für die einzelnen Jahre 1993 bis 1996 und die summierte Erträge über die gesamte Versuchsdauer angegeben.

Mit 273 dt/ha lieferte die Variante 'Holzhäcksel' vor der Variante 'Weizenstroh' mit 267 dt/ha den höchsten Gesamtertrag. Die Varianten 'Mulchfolie' und 'Pferdemist' lagen im Gesamtertrag mit 245 bzw. 242 dt/ha ebenfalls über der 240-dt-Marke.

Mit 237 dt/ha folgte die Kontrollvariante, während 'Schweinemist' und 'Champignonmist' mit 169 bzw. 150 dt/ha weit abgeschlagen die niedrigsten Erträge erbrachten.

Tabelle 1: Erträge der Varianten in den Jahren 1993-1996

 

1993

1994

1995

1996

Ø1993-96

ohne Abdeckung

35,10

91,02

87,04

24,00

237,16

Stroh

33,28

113,56

94,80

24,65

266,29

Pferdemist

35,90

107,98

82,14

15,97

241,99

Schweinemist

12,18

95,04

62,00

0,00

169,22

Champignonmist

19,66

77,76

52,14

0,04

149,60

Mulchfolie

38,08

106,94

83,46

16,34

244,82

Holzhäcksel

50,68

113,60

95,74

13,19

273,21

Mit Ausnahme von 'Champignonmist' und 'Schweinemist' erbrachten die Varianten gute Erträge. Die sehr niedrigen Erträge aller Varianten im Jahr 1996 sind auf die strengen Winterfröste anfang des Jahres zurückzuführen. Die Ruten der mit Champignon- bzw. Schweinemist abgedeckten Reihen sind annähernd vollständig erforen, so dass in diesen Parzellen keine Früchte geerntet werden konnten. Diese erhöhte Frostanfälligkeit lässt sich mit den im Herbst des Vorjahres gemessenen hohen Nitratwerten im Boden erklären. Die Ruten konnten im vorangegangenen Herbst aufgrund des übermäßigen Stickstoffangebotes nur unzureichend ausreifen und waren deshalb im Winter nur wenig gegen die tiefen Temperaturen geschützt (Abb. 1).

Abbildung 1: In den mit Schweine- bzw. Champignonmist abgedeckten Pflanzreihen waren die Himbeerruten weniger frostresistent

Aber nicht nur die Frostschäden führten bei diesen beiden Varianten zu Ertagsminderungen. Über die gesamten im Versuch erfassten vier Ertragsjahre wiesen sie jeweils die geringsten Erträge auf. Im Gegensatz hierzu lagen die Nitratwerte im Boden zu allen Probenahmeterminen am höchsten.

Daraus lässt sich schließen, dass durch die hohen Stickstoffgehalte bzw. das große Mineralisierungspotenzial der beiden Abdeckmaterialien, in Verbindung mit der in den Jahren 1992-95 zusätzlich ausgebrachten praxisüblichen Düngung von 80 kg N/ha, die Pflanzen negativ beeinflusst wurden. Dies führte zum Ertagsrückgang.

Eine Förderung des vegetativen Wachstums war in den Parzellen mit den sehr hohen Nitratgehalten nicht festzustellen. Die bestversorgte Variante 'Schweinemist' wies in den Jahren 1994 und 1995 sogar die geringste Ertragsrutenzahl auf.

Eigentlich wäre durch ein hohes Stickstoffangebot ein verstärktes vegetatives Wachstum zu erwarten gewesen. Da dies aber nicht auftrat und zudem die Erträge niedrig lagen, muß es andere Gründe für das schlechtere Wachstum und die Ertragsdepressionen in den mit Schweine- und Champignonmist behandelten Flächen geben.

Champginonmist ist ein kompaktes Material. Werden die Reihen mit größeren Mengen abgedeckt, so entsteht leicht eine dichte Schicht, die einen schlechten Luftaustausch zwischen Boden und Atmosphäre bewirkt und somit zu Sauerstoffmangel im Wurzelbereich führen kann. Besonders bei flach wurzelnden Pflanzen wie den Himbeeren, könnte dies zu den beobachteten Auswirkungen geführt haben.

Schweinemist kann, besonders, wenn er wenig Stroh enthält, auch eine relativ kompakte Schicht bilden. Zudem besteht bei diesem Material theoretisch die Möglichkeit, dass in den Exkrementen Reste von Tierarzneimitteln enthalten sind, die ebenfalls einen negativen Einfluß auf die Wurzeln der Himbeerpflanzen gehabt haben könnten.

Die Ergebnisse der Parzellen mit Stroh- und Holzhäckselabdeckung zeigen, dass die Himbeerpflanzen auch bei einem geringeren Stickstoffangebot gute Ertragsleistungen erbringen können. Entscheidend scheint hier der günstige Wasser- und Lufthaushalt unter den lockeren Abdeckmaterialien zu sein.

Die im Durchschnitt etwas geringeren Erträge der Mulchfolienvariante könnten ihre Ursache darin haben, dass geringe Niederschläge den Pflanzen in diesen Parzellen nicht zugute kommen, da sie die Folie nicht durchdringen können und unproduktiv verdunsten. Andererseits stellt die Folie einen Verdunstungsschutz dar, der die Wasserverdunstung über den Boden in der Pflanzreihe verhindert und die Wasservorräte im Boden schont.

 

Abbildung 2: Nmin-Werte unter verschiedenen Abdeckmaterialien bei Himbeeren

Aus Abbildung 2 wird deutlich, dass die mit Schweine- bzw. Champignonmist abgedeckten Pflanzstreifen stets deutlich höhere Nitratgehalte aufwiesen, als die anderen Parzellen.

Die hohen Nitratgehalte der 'Champignon'- und 'Schweinemist'-Flächen sind aus der Sicht des Grundwasserschutzes als problematisch einzustufen, da ein großer Teil des Nährstoffes von den Pflanzen nicht aufgenommen wird und der Gefahr der Verlagerung und Auswaschung unterliegt. Bei allen anderen Versuchsvarianten sind die Nitratwerte zu den Probenahmeterminen stets so niedrig, dass keine Auswaschungsgefahr besteht.

Die bei organischen Materialien mit weitem C/N-Verhältnis zu beobachtende zeitweilige Stickstoffimmobilisierung trat im Versuch sicher nicht oder nur sehr begrenzt auf, da die Materialien nicht in den Boden eingearbeitet wurden. Stroh und Holzhäcksel haben aber aufgrund ihres weiten C/N-Verhältnisses nur wenig Stickstoff nachgeliefert, so dass die Nitratwerte in diesen Parzellen stets niedrig lagen.

Die Ertragsergebnisse führen zu dem Schluß, dass die im Versuch ausgebrachten 80 kg N/ha Pflanzreihe (das entspricht 250 kg N/ha Anbaufläche [bei einer Pflanzstreifenbreite von 0,8 m]) für qualitativ und mengenmäßig gute Erträge, sowie für das vegetative Wachstum ausreichten.

Als Abdeckmaterialien können nach diesen Versuchsergebnissen vor allem Stroh und Holzhäcksel empfohlen werden. Material mit hohem Mineralisierungspotenzial sollte relativ strohreich sein, um einen ausreichenden Gasaustausch zwischen Boden und Atmosphäre zu gewährleisten und um keine zu hohen Stickstoffmengen in den Boden einzubringen. Bei Champignonmist und Material tierischer Herkunft kann in der Regel auf eine zusätzliche mineralische Stickstoffgabe verzichtet werden.

Eine Bewässerungsmöglichkeit für eine stetig ausreichende Bodenfeuchtigkeit und damit Wasser- und Nährstoffverfügbarkeit für die Himbeerpflanzen sichert hohe Erträge.

 

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