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Erkenntnisse zur genetischen Abstammung von Rebsorten der LVWO Weinsberg

 

Dr. Bernd H. E. Hill, Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg

 

Zu den praxisorientierten Aufgaben der LVWO Weinsberg gehören seit Jahrzehnten   die Auslese verbesserter Rebenklone und die Entwicklung neuer Rebsorten über die Kreuzungszüchtung. Bekanntlich ist die Umsetzung beider Züchtungsmethoden sehr zeitaufwändig, und damit sehr personal- und kostenintensiv.

In dem Bemühen um eine pragmatische Arbeitsweise, das heißt in wissenschaftlich aussagekräftigem aber gleichzeitig ökonomisch vertretbarem Umfang, kommen im-mer mehr moderne biotechnologische Verfahren zur Anwendung. Schlagworte wie "Frühdiagnose" (ampelographische Blattmerkmale, Krankheitsresistenzen) oder "Markergestützte Selektion" (Erbgutuntersuchungen, Basensequenzierungen) sind allgegenwärtig in der globalen Züchtungsforschung bei Weinreben.

Aber nicht nur im Sinne des züchterischen Leistungsfortschritts, sondern auch zur eindeutigen Rebsortenidentifizierung beziehungsweise zur Klärung der genetischen Herkunft (Abstammung) von Rebsorten lassen sich molekularbiologische Analysen nutzbringend anwenden. Zur Bestätigung seien einige Publikationen aus den letzten 15 Jahren – mit teilweise überraschenden Resultaten – angeführt: BOWERS und MEREDITH (1997), REGNER et al. (1999), BOWERS et al. (1999), DETTWEILER et al. (2000), REGNER et al. (2001), REGNER (2003), PINDER und MEREDITH (2003).

Im Jahre 2012 wurden in einem größeren Untersuchungsprojekt die zumeist klassifizierten Kreuzungsrebsorten der deutschen staatlichen Züchtungsinstitutionen auf ihre Elternsorten geprüft. (Ein ausführlicher Bericht wird im Deutschen Weinbau-Jahrbuch 2013 unter E. MAUL et al. veröffentlicht werden.)

 

Bezüglich der Elternangaben der beteiligten LVWO-Rebsorten wurde festgestellt:

-       Korrekt sind: Acolon, Cabernet Cubin, Dornfelder, Hegel, Helfensteiner,

       Heroldrebe, Hölder, Kerner, Silcher, Sulmer.

-       Falsch sind: Cabernet Dorio, Cabernet Dorsa, Cabernet Mitos, Juwel, Palas.

 

Die berichtigten und auch verifizierten Elternschaften müssen lauten:

-       Cabernet Dorio     =   Blauer Limberger x Dornfelder,

-       Cabernet Dorsa   =   Blauer Limberger x Dornfelder,

-       Cabernet Mitos     =   Blauer Limberger x "Teinturier",

-       Juwel                   =   Kerner x ???,

-       Palas                   =   Blauer Limberger x Rubintraube.

Fragt man nach den Ursachen der seitherigen falschen Angaben und recherchiert in den züchterischen Aufzeichnungen – soweit noch vorhanden – kommen folgende Möglichkeiten in Betracht:

-       Bei den Rotweinsorten Cabernet Dorio, Cabernet Dorsa & Cabernet Mitos sind ganz offensichtlich Fehler bei den Sämlingspflanzungen in den Jahren 1971 und 1972 unterlaufen.

In diesen beiden Jahren wurden > 10.300 Sämlinge aus den Kreuzungsjahren 1968 – 1971 zur Feldprüfung ausgepflanzt, wobei aus Gründen der Boden-sanierung und der damit verbundenen "Platznot" wiederholt "zwischengeparkt" und auch umgepflanzt werden musste.

Beispielsweise standen Cabernet Dorio (We 71-817-89) und Cabernet Dorsa (We 71-817-92) in unmittelbarem Anschluss an die Kreuzungspopulation Blauer Limberger x Dornfelder (bis Stock-Nr. 817-88).

-       Trotz mehrfacher Ansätze bei der Weißweinsorte Juwel konnte die Vaterreb-sorte bis dato nicht ermittelt werden. Möglicherweise liegt eine zufällige Be-stäubung und Befruchtung während der Kreuzungsarbeiten vor?

-       Im Falle der farbintensiven Rotweinsorte Palas dürfte ein "simpler Schreibfehler" Grund für inkorrekte Zuordnung zu einer Kreuzungskombination der Jahres 1969 gewesen sein.

Wie gehen wir mit diesen neuen Realitäten um?

Da die betreffenden Rebsorten gut in der Weinbaupraxis und am Weinmarkt etabliert sind, besteht LVWO-seits nicht die Absicht Konsequenzen bezüglich der Rebsortennamen zu ziehen.

Eine Liste der genannten Publikationen ist bei der LVWO-Rebenzüchtung erhältlich.

 

  Hier finden Sie die aktuelle Beschreibung der neuen Rebsorten der LVWO Weinsberg


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