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Erfahrungen mit neuen schorfresistenten Apfelsorten

Dr. Rueß, LVWO Weinsberg

Die Nachfrage nach schorfresistenten Apfelsorten ist derzeit vor allem im ökologischen Obstanbau, aber auch in den Haus- und Kleingärten riesengroß. Bisher konnten ältere Sorten mit Resistenzeigenschaften wie z.B. ‘Prima’ in ihren geschmacklichen Eigenschaften nicht überzeugen und einem Vergleich zu Standardsorten wie ‘Elstar’ nicht standhalten. Mittlerweile sind in der Sortenzüchtung diesbezüglich große Fortschritte erzielt worden, die diesen Anforderungen durchaus gerecht werden.

Die Nachfrage nach schorfresistenten Apfelsorten ist derzeit vor allem im ökologischen Obstanbau, aber auch in den Haus- und Kleingärten riesengroß. Bisher konnten ältere Sorten mit Resistenzeigenschaften wie z.B. ‘Prima’ in ihren geschmacklichen Eigenschaften nicht überzeugen und einem Vergleich zu Standardsorten wie ‘Elstar’ nicht standhalten. Mittlerweile sind in der Sortenzüchtung diesbezüglich große Fortschritte erzielt worden, die diesen Anforderungen durchaus gerecht werden.

einapfel.jpg (15192 Byte)

Material und Methoden

Im vorliegenden Versuch wurden 19 Versuchsklone hinsichtlich ihrer Anbaueigenschaften für die Praxis geprüft. Sieben Klone stammen aus der Zuchtstation Dresden-Pillnitz / BRD, 12 Klone aus der Zuchtstation Ahrensburg / BRD. Ihre obstbauliche Leistung wurde sowohl mit schorfresistenten Standardsorten, als auch mit der schorfanfälligen Sorte ‘Golden Delicious’ verglichen. Der Versuch wurde als einfaktorieller Sortenversuch mit drei Wiederholungen gepflanzt. insgesamt stehen je Versuchsglied 12 Bäume zur Prüfung an. Die Sortenprüfung erfolgte ohne den Einsatz von Fungiziden. Alle übrigen Maßnahmen (Insektizid- und Herbizidbehandlungen, Baumschnitt) wurden gemäß den Richtlinien der Integrierten Produktion durchgeführt. Der Übersichtlichkeit halber sind nur die Ergebnisse derjenigen Klone aufgeführt, die nach der Prüfung durch die jeweiligen Züchter in den Status einer neuen Sorte berufen wurden.

Ergebnisse

Die Sorten ‘Rebekka’ und ‘Prima’ sind dem Frühsortenbereich zuzuordnen (Tab. 1). Der größte Teil der Neuzüchtungen befindet sich im Herbstsortenbereich. Die Sorten ‘Ahrista’, ‘Gerlinde’, ‘Ahra’ und ‘Rebella’ können in diesem Reifesegment kurz hintereinander abgeerntet werden. Als Winter- bzw. Lagersorten sind ‘Regine’ und Florina einzustufen . Hinsichtlich der Erträge gibt es große Unterschiede zwischen den neuen Apfelsorten (Tab. 2).

Diese Sortenunterschiede sind zum einen auf das genetische Potential einer Sorte zurückzuführen, zum anderen sind sie aber auch durch die Schwächung der Bäume aufgrund des mangelnden Fungizideinsatzes begründet. Speziell die Mehltauanfälligkeit dürfte entscheidend für die Ertragsausprägung sein (Tab. 3).

Tabelle 1: Phänologische Daten

Sorte

Austrieb

Blühbeginn

Vollblüte

Blühende

Ernte

Rebekka

12.3

10.4

18.4

30.4

14.8

Prima

10.3

7.4

17.4

30.4

28.8

Ahrista

12.3

7.4

15.4

28.4

8.9

Gerlinde

14.3

14.4

24.4

1.5

8.9

Ahra

10.3

7.4

15.4

26.4

12.9

Rebella

14.3

20.4

26.4

3.5

12.9

Florina

12.3

22.4

28.4

6.5

25.9

Regine

17.3

24.4

30.4

8.5

25.9

G.Delicious

14.3

23.4

26.4

4.5

25.9

 
Tabelle 2: Erträge und Ertragsleistung in Bezug zur vegetativen Leistung

Sorte

1992

1993

1994

1995

1996

1997

Summe

Stamm-
durchm.
[mm]

Ertrags-
leistung
[kg/cm 2 ] Sq

Rebekka

0,4

2,8

0,7

3,8

0,8

5,9

14,4

36,2

1,40

Prima

1,3

6,8

8,2

11,9

8,4

9,1

45,7

26,4

1,73

Ahrista

0,2

2,4

2,2

3,2

3,8

7,8

19,6

55,2

0,82

Gerlinde

0,1

1,4

1,4

4,3

11,3

7,9

26,4

53,9

1,16

Ahra

0,7

2,2

2,1

5,7

6,3

1,2

18,2

31,7

0,57

Rebella

1,9

3,5

6,3

8

20,5

11,1

51,3

56,2

2,07

Florina

0,4

8,5

5

11,1

4,6

16,4

46

55,1

1,93

Regine

1

1,3

3,5

1,8

6,4

9,1

23,1

47,9

1,28

G.Delic.

0,4

1,7

1,5

1,3

4,4

0,8

10,1

39,3

0,83



 
Tabelle 3: Mehltau und Schorfanfälligkeit; Boniturstufen 1 bis 4 

(1 = ohne Befall, 2 = gering, 3 = mittel; 4 = starker Befall)

Mehltau

Schorf

Sorte

1994

1995

1996

1997

Schnitt

1994-1997

Rebekka

2,1

2

2

1

1,8

1

Prima

1,8

1,8

2

1,1

1,7

1

Ahrista

2,9

2,8

3,7

2,9

3,1

1

Gerlinde

2,8

3

4

2,9

3,2

1

Ahra

3,1

3,3

3,3

3,2

3,2

1

Rebella

1,6

1,8

2

1

1,6

1

Florina

2,7

2,7

3

1,5

2,5

1

Regine

2,5

2,7

2,7

2,2

2,5

1

G.Delicious

3,3

2

2

1,4

2,2

3,9

Während die Pillnitzer Neuzüchtungen mit Ausnahme der Sorte ‘Regine’ relativ unempfindlich waren, wiesen alle Ahrensburger Kreuzungen mittleren bis starken Mehltaubefall auf. Die Sorte ‘Rebella überzeugte durch den höchsten Ertrag, die beste Pflanzengesundheit und eine mittlere Wuchsleistung. Die Erträge der Sorten ‘Ahra’, ‘Ahrista’ und ‘Gerlinde’ waren mehltaubedingt nicht so hoch. Das Wachstum der Bäume ist als stark einzustufen.

Die geschmacklichen Eigenschaften der neuen schorfresistenten Sorten haben sich gegenüber älteren Züchtungen, wie z.B. der Sorte ‘Prima’, wesentlich verbessert und können durchaus das Niveau von heutigen Standardsorten erreichen (siehe Tab. 4). Geschmacklich als gut einzustufen sind vor allem die Sorten ‘Gerlinde’, ‘Ahrista’, ‘Rebella’ und ‘Regine’.

Zusammenfassung

Von 19 geprüften schorfresistenten Apfelneuzüchtungen wurden diejenigen Zuchtklone vorgestellt, welche durch ihre Züchter in den Status einer neuen Sorte erhoben wurden. Von den Neuzüchtungen aus der Zuchtstation Ahrensburg/BRD konnten vor allem die Sorten ‘Gerlinde’ und ‘Ahrista’ überzeugen. Beide gehen auf Kreuzungen zwischen der Sorte ‘Elstar’ und einem Resistenzgenträger zurück. Geschmacklich können diese Sorten durchaus überzeugen und das Niveau von weniger guten Standardsorten (wie z.B. ‘Gloster’) übertreffen, aber nicht das Niveau der Elternsorte ‘Elstar’ erreichen. Problematisch bei ‘Gerlinde’ ist auch die Tendenz zur Kleinfrüchtigkeit zu bewerten. Alle Ahrensburger Neuzüchtungen sind leider sehr mehltauanfällig und daher für mehltaugefährdete Standorte nicht empfehlenswert. Aufgrund des starken Mehltaubefalls dieser Sorten wurde deren Ertragspotential sicherlich nicht ausgeschöpft.

Tabelle 4: Zucker-/Säurewerte

Gebrauchswert = gewichteter Sammelwert aus den Kriterien  Fruchtaussehen, Fruchtfleisch-Eigenschaften und Geschmack  (maximale Punktzahl 40).

Zucker in ° Oe

Säure in g/l

Gebrauchswert

Genußreife

Sorte

1996

1997

1996

1997

Rebekka

51

46

6,5

9,5

25,9

sofort

Prima

50

48

9,3

11,6

23,2

M 9

Ahrista

50

49

9,3

7,7

26,6

M 9

Gerlinde

53

55

-

11,3

28,9

M 10

Ahra

66

68

9,0

10,8

27,6

A 10

Rebella

56

59

7,4

9,6

28,9

A 10

Florina

59

55

4,7

5,9

27,3

M 12

Regine

-

57

-

9,8

29,9

M 12

G.Delicious

-

54

-

4,8

29,2

A 11



 

Keine Probleme mit Mehltau hatte die neue Sorte ‘Rebella’ aus der Zuchtstation Dresden-Pillnitz / BRD. Die sehr gute Pflanzengesundheit dieser Sorte, auch ohne den Einsatz von Fungiziden, erbrachte den größten Fruchtertrag des Gesamtversuchs. Auch in ihren qualitativen Eigenschaften konnte diese Sorte mit gutem Zucker-/Säureverhältnis und ansprechendem Äußeren überzeugen. Bei keiner der geprüften schorfresistenten Apfelsorten konnte ein Schorfbefall und somit eine Brechung der Resistenz festgestellt werden.

In einem Geschmacksvergleich mit den Topsorten ‘Topaz’, ‘Goldrush’ und ‘Rubinola’ des schorfresistenten Apfelsortiments schneiden die beschriebenen neuen Apfelsorten etwas schlechter ab. Auch die Lagerfähigkeit dieser Herbstsorten ist als nicht besonders gut einzustufen. Im Bereich der Ertragssicherheit dagegen setzt die Sorte ‘Rebella’ neue Maßstäbe, die sie für den ökologischen Obstanbau (speziell die Herbstvermarktung) durchaus interessant erscheinen lassen.                                                                                                              

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