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Heften mit beweglichen Drähten

R. Fox
LVWO Weinsberg
E-Mail:
rudolf.fox@lvwo.bwl.de

Die Laubarbeiten stellen nach wie vor im Weinbaubetrieb eine ausgesprochene Arbeitsspitze dar. Dies wird durch die parallel nötigen Pflegearbeiten wie Pflanzenschutz und Bodenpflege nochmals verstärkt und erfordert vor allem viele Maschinenstunden, d. h. qualifizierte Arbeitskräfte bzw. den Betriebsleiter selbst. Der Einsatz der Heftmaschine ist in diesem Zusammenhang zwar geeignet, die Arbeitsspitze zu brechen, es ist jedoch Nacharbeit von Hand erforderlich. Das Verfahren ist relativ teuer und vor allem ergibt sich eine zusätzliche Belastung für qualifizierte Mitarbeiter oder wiederum den Betriebsleiter selbst, da weitere Maschinenstunden erforderlich werden.

Neben dem Einsatz der Heftmaschine zur Minderung der Arbeitsspitze haben sich in den vergangenen ca. 10 Jahren die Heftdrahtfedern recht gut bewährt und sind heute in vielen Anlagen in der unteren Heftstation integriert. Sie haben gegenüber den beweglichen Drähten den Vorteil, dass sie im "gespreizten" Zustand die grünen Triebe „abstützen" und die übrigen Pflegearbeiten nicht behindern. Sie sind jedoch nicht billig, müssen unterhalten werden, stören eventuell bei maschinellem Vorschnitt und ermöglichen kein Weghängen der Drähte vor dem Schnitt zur Erleichterung des Rebenherausziehens. Maschinelle Drahtaushebung, z. B. aus der oberen Station, scheidet hier ebenfalls aus. Aber gerade bei weniger aufrechtwachsenden Sorten und dort, wo z. B. wegen ungünstiger Geländeform, Spitzzeilen oder extremen Steigungen der Heftmaschineneinsatz nicht in Frage kommt, können diese Heftdrahtfedern eine wertvolle Hilfe darstellen. Ein weiterer Nachteil der Heftdrahtfedern besteht in der Gefahr von Schäden an den Bügeln beim Einsatz der Vorschneidemaschinen. Die Zeitvorteile bei der Heftarbeit mit Heftdrahtfedern sind zwar etwa gleich wie bei dem Verfahren mit beweglichen Heftdrähten, diese werden jedoch durch höheren Aufwand beim Rebenherausziehen kompensiert, da die Drähte hier nicht "weggehängt" werden können. Demnach sollte bei der Planung des Drahtrahmens sowie der vorgesehenen Verfahren genau überlegt werden, was am besten kombinierbar ist. Die Vor- und Nachteile sowohl für das Heften als auch den späteren Rebschnitt einschließlich Rebenherausziehen, sind genau abzuwägen. Vor diesem Hintergrund sind Laubarbeiten und Rebschnitt als Einheit zu betrachten, die eine aufeinander abgestimmte Vorgehensweise erfordern.

Aufrechtwachsende Sorten eignen sich besonders gut für bewegliche Heftdrähte

Die Sorten Riesling und Lemberger, aber auch der Spätburgunder sowie Müller-Thurgau und Silvaner eignen sich gut für das Arbeiten mit beweglichen Heftdrähten. Nachdem heute in jungen Anlagen in der Regel Stahlstickel mit Ausstanzungen auch unterhalb der Biegdrähte vorhanden sind, können die Drähte sowohl einfach heruntergehängt als auch, angepasst an die Wuchshöhe, variabel hochgehängt werden. In der Regel sind dabei zwei Heftdrahtpaare ausreichend. Hierbei wird wie folgt vorgegangen: Nach der Lese werden die Drähte aus der unteren Heftstation - je nach Sorte und Bogenformierung ca. 20 - 30 cm über dem oberen Biegdraht und somit kaum angerankt - ausgehängt und ca. 20 cm unter dem unteren Biegdraht eingehängt. Am Ende der Zeilen bleiben dabei die Drähte in der Höhe erhalten, lediglich die Kettchen werden "nachgelassen". Beim Rebschnitt, dem Rebenherausziehen sowie Biegen ist damit ein weitgehend " störungsfreies" Arbeiten gegeben. Auch beim Rebenhäckseln oder der Unterstockbearbeitung stören die Drähte nicht, da sie etwa im Bereich um 50 cm über dem Boden fixiert sind.
Zum ersten Heftgang wird dieses Drahtpaar "hochgezogen", ca. 20 - 30 cm über dem oberen Biegdraht eingehängt sowie gleichzeitig das in der oberen Heftstation befindliche zweite Heftdrahtpaar "heruntergelegt", bevor sich die jungen Triebe hier anranken können. Um möglichst alle Triebe im Draht dauerhaft zu erfassen, ist es dabei wichtig, die Drähte nicht zu früh hoch zu hängen. Dort, wo Bedenken wegen Bruchgefahr bestehen, kann bereits in Verbindung mit dem Biegen der Draht an jedem 3. - 4. Stickel kurz über dem oberen Biegdraht eingehängt werden und bietet somit bei angepasster Spannung - ähnlich wie bei Verwendung von Heftdrahtfedern - eine Stütze für die heranwachsenden Triebe. Das heruntergelegte Drahtpaar wird so angespannt bzw. eingehängt, dass es nötige Pflegearbeiten mit dem Schlepper nicht stört. Grundsätzlich kann der erste Heftgang mit dem Ausbrechen kombiniert werden, wodurch ein separater Durchgang entfällt. Dies stellt besonders bei größeren Steigungen eine Entlastung dar.
Überragen die Triebe die nächst höhere Heftstation - ca. 30 - 40 cm über der ersten - ausreichend, so wird das zweite Heftdrahtpaar hochgezogen. Je nach Laubwandhöhe, Sorte und Wuchs kann dann später nochmals das obere Drahtpaar weiter nach oben verhängt oder bei aufrechtwachsenden Sorten auch belassen werden. Wird z. B. das untere Drahtpaar 30 cm über dem oberen Biegdraht sowie das zweite Heftdrahtpaar nochmals 40 cm darüber eingehängt, so ist es, zumindest bei aufrecht wachsenden Sorten, kaum erforderlich, dieses nochmals weiter nach oben zu hängen. Bei solchen Sorten kann die Laubwand weiter über das obere Heftdrahtpaar hinausragen, ohne Bruchschäden befürchten zu müssen. Ist bei weniger aufrecht wachsenden Sorten ein Hochhängen der zweiten Heftstation erforderlich, wird dies - ebenso wie der zweite Heftgang - dann durchgeführt, bevor sich die Triebe umlegen bzw. abzubrechen drohen.
Werden die Ausbrecharbeiten sowie die nötigen Korrekturen in der Laubwand bei diesen Heftdurchgängen parallel durchgeführt, so ist ein sehr rationelles Arbeiten gegeben. In unseren Versuchen wurde beim Arbeiten mit beweglichen Heftdrähten einschließlich Ausbrechen bei der Sorte Lemberger und Schrägbogenformierung ein Gesamtzeitaufwand pro Vegetation von lediglich 31 Akh/ha ermittelt, während laut Datensammlung 58 Akh/ha erforderlich wären. Beim Rebschnitt wurden durch das Herunterhängen des unteren Drahtpaares unmittelbar nach der Lese eben durch die Arbeitsorganisation mit beweglichen Heftdrähten zusätzlich nochmals 10 % Arbeitszeit eingespart.

Bei der Drahtrahmenerstellung geplantes Heftverfahren beachten!

Vielfach ist zu beobachten, dass das zeitsparende, aber teure maschinelle Heften bei kompletter Bestückung mit zwei Drahtpaaren und einem Rankdraht eingesetzt wird. Abgesehen davon, dass dies unnötige Kosten bei der Erstellung und Wartung der Anlage erfordert, wird damit auf Vorteile bei Schnitt, Rebenherausziehen und Biegen verzichtet. Werden dagegen lediglich die wirklich erforderlichen Drähte - bei aufrecht wachsenden Sorten sind dies zwei Einzeldrähte, bei den anderen drei Einzeldrähte oder ein einzelner und oben ein Drahtpaar - eingezogen (siehe Übersicht 1), so ist der Aufwand insbesondere beim Rebenherausziehen erheblich geringer und macht somit das teure Verfahren "Heftmaschineneinsatz" rentabler.

Übersicht 1: Drahtrahmen bei Heftmaschineneinsatz

  

Einzeldraht ca. 25 - 30 cm über oberem Biegdraht

 

Einzeldraht bei aufrechtwachsenden, gut rankenden Sorten bei ca. 1,8 m

 

Bei nicht aufrechtwachsenden Sorten im mittleren Laubwandbereich zusätzlich Einzeldraht oder in oberer Station Heftdrahtpaar.


Soll mit beweglichen Drähten gearbeitet werden (siehe Übersicht 2), so reichen zwei Drahtpaare, die jedoch an beiden Zeilenenden mit Ketten bestückt sein sollten, um beim Herunter- bzw. Hochhängen "beweglich" sein zu können. Vorteil gegenüber dem Arbeiten mit Heftdrahtfedern ergeben sich vor allem beim Rebschnitt, indem die untere Station weggehängt werden kann und die Triebe gegebenenfalls aus der oberen Station durch Vorschnitt "herausgefräst" oder die Ranken durch maschinelle Drahtaushebung gelöst werden können. Voraussetzung für die maschinelle Drahtaushebung sind dabei nach oben offene Einhängevorrichtungen an den Stahlstickeln. Auch dies ist bei der Drahtrahmenerstellung unbedingt zu beachten, um für künftige Mechanisierungsmöglichkeiten die Grundlagen zu legen.
Die Heftdrahtfedern haben dort Vorteile, wo eine Mechanisierung aus Gründen extremer Steigung oder in Terrassen bzw. bei kurzen Zeilen und/oder vielen Spitzzeilen sowie gegebenenfalls extrem windoffener Lage mit Windbruch vorliegen.

Übersicht 2: Drahtrahmen für das Arbeiten mit beweglichen Heftdrähten


Biegdrahtabstand maximal 30 cm, Formierung als Schrägbogen oder flacher Halbbogen, Triebe werden weitestgehend im Drahtrahmen erfasst, möglichst keine eingekürzten Triebe.

  

Heftstation ca. 20 - 30 cm über oberem Biegdraht (ca. bei 1,2 - 1,3 m)

 

Heftstation 30 - 40 cm darüber (1,5 - 1,7 m), gleichzeitig bei aufrechtwachsenden Sorten oberste Station

 

Heftstation bis 30 cm darüber (ca. bei 1,8 m)


Einhängemöglichkeiten unterhalb dem unteren Biegdraht
Nach oben offene Einhängevorrichtungen, um Drähte eventuell maschinell ausheben zu können


Fazit

Bewegliche Drähte können erheblich zur Minderung des Zeitaufwandes bei den Heftarbeiten, aber auch dem späteren Rebschnitt beitragen. Abgestimmte Verfahrensabläufe, angepasst an Sorte, Lage bzw. Parzelle, sollten bereits bei der Planung des Drahtrahmens entwickelt werden, wobei Laubarbeiten und Schnitt als Einheit zu betrachten sind.

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