Navigation überspringen

- Ergebnisse aus arbeitswirtschaftlichen sowie pflanzenbaulichen Erhebungen  

                                                                                                                                                               

Der Rebschnitt sowie das Biegen sind bisher kaum mechanisiert. Sie stellen bei wachsender Betriebsgröße durchaus eine deutliche Arbeitsspitze dar. Mit ca. 110 - 120 h/ha beträgt der Anteil an der Gesamtarbeitszeit ca. 40 - 50 %, wenn man von 220 - 300 h/ha insgesamt ohne Lese ausgeht. 
Die fortschreitende Mechanisierung vieler anderer Arbeiten sowie die wachsenden Betriebsgrößen lassen erwarten, dass die Arbeitsspitze Rebschnitt größere Bedeutung erlangt als seither. Die Grenze der bewirtschaftbaren Fläche je Ak dürfte bei manueller Erledigung selbst beim Einsatz von pneumatisch oder elektrisch betriebenen Rebscheren im Bereich von 6 - 8 ha liegen. Neben der Brechung der Arbeitsspitze ist der maschinelle Vorschnitt aus Kostengründen sowie wegen der Arbeitserleichterung durchaus interessant.
 

Maschnit.jpg (6617 Byte)

Über Ergebnisse aus Versuchen der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg zum maschinellen Rebschnitt einschließlich sortenspezifischer Zapfenlänge sowie Voraussetzungen für den Einsatz der Rebenschneidmaschine wurde u. a. in Rebe und Wein von Fox et. al. (1, 2, 3, 4) schon mehrfach berichtet.

Walg, O. (5) kommt in seinem Beitrag u. a. zu der Folgerung: Auch in absehbarer Zukunft wird der Rebschnitt die am wenigsten mechanisierbare Arbeit im Weinbau bleiben. Die größten Arbeitszeitersparnisse sind mit dem Rebenvorschneider möglich. Die Wirtschaftlichkeit dieses Schnittverfahrens hängt vom Lohnniveau für den Rebschnitt ab. Wo preiswerte Aushilfskräfte für den Schnitt und das Ausheben eingesetzt werden können, bietet der mechanische Vorschnitt keine finanziellen Vorteile. Der mechanische Vorschnitt mit anschließendem Nachschnitt auf Zapfen scheint auf den ersten Blick zwar einfacher durchführbar zu sein, allerdings sind auch dafür Fachkenntnisse erforderlich.

 Laubwandverdichtungen sollten weitgehend vermieden werden. Außerdem müssen in Abhängigkeit der Rebsorte Anschnittstärke und Zapfenlänge entsprechend der Fruchtbarkeit der basalen Augen variiert werden. Das unsichere Ertragsniveau bei zahlreichen Rebsorten sowie die Gefahr stärkerer Botrytisinfektionen schrecken viele Winzer ab, dieses Schnittsystem häufiger anzuwenden. Dies deckt sich weitgehend mit den Erfahrungen aus unseren Versuchen in Weinsberg. 

Maul, D. (6) kommt aufgrund seiner Untersuchung zu erheblichen Kostensenkungen bei maschinellem Rebschnitt gegenüber manueller Durchführung. Dabei konnte er bei Riesling und Müller-Thurgau gleiche Erträge bei beiden Verfahren erzielen. Er räumte aber ebenfalls ein, dass es je nach Jahr und Sorte zu größeren Ertragsschwankungen bei maschinellem Rebschnitt in Verbindung mit Zapfen kommen kann. 

Nach Pfaff, F. (7) hat sich Kordon-Zapfenschnitt nicht durchgesetzt. Nach seiner Beurteilung sind die besonderen Vorteile des Bogenschnittes:

1.

Die Trieb- und Traubenentwicklung werden begünstigt. 

2.

Die Beschattung ist geringer. 

3.

Die Stockpflegemaßnahmen lassen sich leichter und besser durchführen. 

4.

Die Ausbreitung der Pilzkrankheiten ist geringer, da die Laubwand rascher abtrocknet und die Applikationsqualität besser ist

5.

Die Gefährdung durch Pocken- und Kräuselmilbe ist wesentlich geringer.

6.

Die Verteilung der Sommertriebe ist gleichmäßiger und dadurch auch die Belichtung besser.

7.

Sämtliche kulturtechnischen und pflanzenbaulichen bzw. direkten und indirekten Maßnahmen sind wirkungsvoller.

8.

Die Gesundheit und die Qualität des Lesegutes sowie die Gesundheit der Fruchtruten und die Holzreife sind eine wesentlich bessere.

9.

Die Lese der Trauben ist einfacher, weil die Trauben am Stock freier hängen und leichter manuell und maschinell zu ernten sind.

10.

Letztlich ist ein geordneter und einfacher Rebschnitt möglich.

Arbeitswirtschaftliche Ergebnisse  

Bei Riesling konnten im mehrjährigen Mittel (1995 - 1998) bei der Variante maschineller Vorschnitt in Verbindung mit Nachschnitt (pneumatisch) gegenüber Bogenschnitt ca. 45 h/ha oder 50 % des Aufwandes allein beim Schnitt eingespart werden. Bei Wechselkordon (Bogen-Kordon usw.) sind demnach immer noch 25 % Arbeitszeiteinsparung möglich, wenn der Rückschnitt, wie im vorliegenden Fall, keinen erhöhten Aufwand erfordert.

 

Akh/ha

Bogen

89,2

Zapfen

45,6

Rückschnitt

89,5

Wechselkordon

67,6

Wird der Arbeitszeitbedarf des Gesamtverfahrens (Rebschnitt, Biegen, Rebholz häckseln, Ausbrechen) verglichen , ergeben sich beim Riesling noch größere Unterschiede zugunsten der Zapfenvariante als beim Schnitt allein. Ein gewisser Ausgleich an Zeit- und Maschinenstunden ergibt sich beim maschinellen Vorschnitt bereits durch die Einsparung des separaten Häckselvorganges. Entscheidend ist jedoch der weitgehende Wegfall der Biegearbeiten beim Zapfenschnitt. Ist dabei der Zeitaufwand für das Ausbrechen, bei Kordonschnitt durch konsequenten Schnitt sowie sortenbedingt, nur wenig höher als bei Bogenformierung, ergibt sich ein Gesamtarbeitszeitbedarf für alle genannten Arbeitsgänge von knapp 70 h/ha bei Zapfen gegenüber 130 h/ha bei Bögen - Darstellung 1. Selbst bei Wechselkordon läßt sich noch eine Einsparung gegenüber Bögen von über 35 h/ha erzielen. Die höheren Maschinenkosten dürften durch diese Einsparung mehr als ausgeglichen sein. Maul, D. (6) kommt bei seinen Untersuchungen bezüglich Kosten der Verfahren zu Einsparungen durch maschinellen Schnitt in Höhe von 600,-- bis 700,-- DM gegenüber Bögen und manueller Erledigung. Interessant erscheint im Vergleich zu Wechselkordon bei der stark rankenden Sorte Riesling auch die Alternative Bogen mit Vorschnitt (Herausfräsen des Holzes aus dem oberen Heftdraht). Es sind bei diesem Verfahren gegenüber Wechselkordon lediglich 12 h/ha mehr an Arbeitszeit erforderlich, die Arbeitserleichterung ist jedoch beachtlich. Dabei bleiben die pflanzenbaulichen Vorteile des Bogens erhalten und der arbeitswirtschaftlich ungünstige höhere Aufwand für das Ausbrechen entfällt. 

Beim schwach rankenden Schwarzriesling ist die Einsparung an Akh/ha durch maschinellen Vorschnitt bezogen auf den Rebschnitt relativ gering . Schnitt, Reben häckseln und Biegen zusammengenommen ergibt sich jedoch gegenüber Bogen eine Einsparung von über 60 h/ha -  . Entsprechend ergibt sich auch beim Wechselkordon noch eine erhebliche Zeiteinsparung gegenüber Bögen. Aus ist jedoch auch ersichtlich, dass der Zeitaufwand für das Ausbrechen bei den Zapfenvarianten wegen der starken Wasserschoss- sowie Doppeltriebbildung dieser Sorte erheblich höher ist. Dies mindert die Zeiteinsparung von Kordon gegenüber Bogen und führt zu gleichzeitiger Verlagerung von Arbeitszeit in das Frühjahr, was arbeitswirtschaftlich ungünstig ist. Beim Vergleich des Gesamtzeitbedarfs für alle 4 Arbeitsgänge liegt bei dieser Sorte nur ein geringer Zeitvorteil des Wechselkordons gegenüber Bogen vor -  . 

Ein wiederholter Anschnitt auf Zapfen scheint wegen der extremen Wasserschossbildung keinesfalls sinnvoll. Trotz intensivem Ausbrechen erforderte bereits die Rückumstellung von einjährigem Kordon bei dieser Sorte einen leicht höheren Zeitbedarf. 

Der wenig Wasserschosse bildende und schwach rankende Lemberger erfordert, ähnlich wie Schwarzriesling, bei manuellem Schnitt lediglich ca. 60 - 70 Akh/ha gegenüber 90 bei Riesling. Dementsprechend ist die Zeiteinsparung durch maschinellen Vorschnitt - siehe  - relativ gering. Beim Biegen ergibt sich naturgemäß eine erhebliche Zeiteinsparung bei Zapfen gegenüber Bogen. Das Ausbrechen erfordert wegen der schwachen Wasserschoß- und Doppeltriebbildung je nach Verfahren nur einen Zeitbedarf von 15 - 20 h/ha gegenüber 25 - 40 h/ha bei Schwarzriesling - Darstellungen 2 und 3 . Wird der Gesamtarbeitszeitbedarf von Wechselkordon und Bogen verglichen, ergibt sich lediglich eine Einsparung von 20 h/ha bei gleichzeitig leicht erhöhtem Anteil an relativ teuren Maschinenstunden. 

Ein wiederholter Anschnitt auf Zapfen -   - führt gegenüber erstmaligem Zapfenschnitt zu leicht erhöhtem Zeitbedarf und kommt auch wegen der Phomopsisanfälligkeit sowie dem bei dieser Sorte besonders negativen Einfluß auf den Stockaufbau wohl kaum in Frage. 

Bei Trollinger -   - liegen nahezu gleiche Verhältnisse wie bei Lemberger vor. Auch hier ist der Zeitbedarf für den Schnitt wegen der schwachen Rankenbildung recht gering. Die geringe Zeit und damit Kosteneinsparung wird durch höhere Maschinenkosten nahezu aufgezehrt und muß zusätzlich mit erheblichen pflanzenbaulichen Nachteilen erkauft werden.

Pflanzenbauliche Ergebnisse  

Wie aus hervorgeht, erbrachte der Riesling im Mittel von 1995 - 1997 bei beiden Verfahren etwa gleiche Erträge. Als wesentlicher Grund dafür ist die relativ gute Fruchtbarkeit auch der basalen Augen bei dieser Sorte zu nennen - Tabelle 1. Im Mostgewicht fiel die Zapfenvariante tendenziell leicht ab, ebenso die errechnete Auszahlungsleistung. Der 1995 wegen besonders hoher Triebzahl (Laubwandverdichtungen) sowie witterungsbedingt bei Zapfen verstärkt aufgetretene Botrytisbefall war 1996 und 1997 nicht zu beobachten. Die auch bei Riesling in Verbindung mit Zapfenschnitt kleineren Trauben werden durch eine größere Triebzahl ausgeglichen. Dadurch sind bei mehr Trieben/m² gleichzeitig mehr Trauben/m² gegenüber Bogenschnitt vorhanden - Bogen: 2,1 Trauben/Trieb bzw. 12 Trauben/m²; Zapfen 1,5 bzw. 14,5 - und meist ein Ertragsausgleich gegeben. 

Tabelle 1 : Maschineller Rebschnitt - Gescheine/Trieb bei verschiedenen Rebsorten

Rebsorte

Gescheine/Trieb bei

Bogen

Zapfen

Trollinger

1,27

0,62

Lemberger

1,64

0,90

Schwarzriesling

1,64

1,0

Riesling

2,09

1,5

Aufgrund langjähriger Erfahrungen in verschiedenen Weinbaugebieten ist diese Sorte auch am ehesten für Zapfenschnitt geeignet. Weder die Ertragsschwankungen sind hier wesentlich stärker als bei Bögen noch die Schwarzflecken- und Botrytisproblematik sind gegenüber Bogenschnitt unverhältnismäßig höher. 

Bei Schwarzriesling fallen die Zapfenvarianten (1 - 2 Augen) wider Erwarten sowohl im Mittel der Jahre als auch in allen Einzeljahren im Ertrag stark ab -  . Die Mostgewichte lagen dabei naturgemäß über denjenigen der Bogenformierung. In der errechneten Auszahlungsleistung fallen die Zapfenvarianten im Mittel der Jahre auf etwa 86 % gegenüber 100 % bei Bögen ab. Die relativ gute Fruchtbarkeit des Schwarzrieslings an den basalen Knospen konnte im langjährigen Mittel zwar was die Traubenzahl angeht bestätigt werden - Tabelle 1 -, aber das Traubengewicht fiel bei den Zapfenvarianten extrem ab. Hinzu kam ein starker Kräuselmilbenbefall im Jahr 1992, der bei der Zapfenvariante zu deutlich stärkerer Ertragsreduktion führte als bei Bögen. Die Ertragsschwankungen waren bei Zapfen im Vergleich zu Bögen stärker ausgeprägt. Sowohl die geringere Schadschwelle bei Kräuselmilbenbefall als auch die stärker schwankenden Erträge machen die Grenzen des Zapfenschnittes aus pflanzenphysiologischer Sicht deutlich. 

Der an den basalen Knospen nur sehr schwach fruchtbare Trollinger - Tabellen 1 und 2 - wies in allen Jahren sowie im langjährigen Mittel bei Zapfen wesentlich geringere Erträge auf - Tabelle 3. Im Mostgewicht war jedoch gegenüber Bögen eine deutliche Steigerung zu erzielen. Dies war bei dieser Sorte mit ihrer ausgeprägten Menge-/Gütebeziehung auch nicht anders zu erwarten. Die errechnete Auszahlungsleistung bei Zapfen von lediglich 67 % gegenüber 100 % bei Bögen macht in Verbindung mit der geringen Zeiteinsparung beim Rebschnitt deutlich, daß hier keine wirtschaftlichen Vorteile durch Zapfenschnitt zu erzielen sind. Wenn auch die Rückumstellung von Zapfen auf Bögen aufgrund der bei Trollinger bekanntermaßen besonders positiven Nachwirkung - Tabelle 2 - geringerer Vorjahreserträge, höhere Erträge erbringt, so ist dennoch bei Wechselkordon keine Leistungsgleichheit gegeben - Tabelle 3. Nachdem mit dieser überdurchschnittlichen Fruchtbarkeit nach Rückumstellung die Ertragsschwankungen verstärkt werden, ist die Gefahr von übermäßigen Erträgen bei gleichzeitig starkem Mostgewichtsabfall aufgrund der zusätzlichen Jahrgangsschwankungen besonders groß. Im Sinne einer kontinuierlich guten Qualität muß dies als Nachteil angesehen werden. Wenn auch der wiederholte Anschnitt auf Zapfen zu höheren Erträgen (positive Nachwirkung des geringen Vorjahresertrages) als bei erstmaligem Zapfenschnitt geführt hat, so konnte dennoch der Ertrag der Bogenvariante bei weitem nicht erreicht werden. 

Tabelle 2 : Maschineller Rebschnitt - Trauben/Trieb bzw. /m²  beim Trollinger 1993 -1996

 

Trauben/Trieb

Trauben/m²

Bogen

1,27

9,1

Zapfen

0,62

5,9

Rückumstellung

1,36

9,7

Bei Lemberger mit seiner ebenfalls geringen Fruchtbarkeit an den basalen Knospen - Tabelle1 - liegen die Erträge bei Zapfenschnitt (2 - 3 Augen) gegenüber Bögen im langjährigen Mittel bei lediglich ca. 73 % gegenüber 100 % oder 149,5 kg/Ar bei Bögen - Tabelle 3. Im Mostgewicht übertrifft der Zapfenschnitt die Bogenvariante um 2° Oe. Die errechnete Auszahlungsleistung fällt mit 82 % bei Zapfen gegenüber Bögen mit 100 % deutlich ab - . Ähnlich wie bei Trollinger dürfte der maschinelle Rebschnitt unter diesen Bedingungen wirtschaftlich kaum interessant sein. Als Hauptursache für den Ertragsabfall bei Zapfenschnitt ist die basal geringe Fruchtbarkeit dieser Sorte - Tabelle 1 - anzuführen. Soll hier auf Zapfen geschnitten werden, empfiehlt es sich, längere (ca. 3 Augen) und dafür weniger Zapfen anzuschneiden. 

Tabelle 3 : Maschineller Rebschnitt - Relative Ertrags- und Auszahlungsleistung sowie Mostgewicht bei Trollinger (1993-97) und Lemberger (1993; 95-97); Weinsberg Burgberg

 

Trollinger

Lemberger

Bogen

Zapfen

Bogen

Zapfen

Ertrag [%]

100

56,4

100

73,6

Auszahlung [%]

100

67,2

100

82,0

Mostgewicht [°Oe]

65

68,6

76,8

78,8

Ebenso wie bei Trollinger ist der arbeitswirtschaftliche Vorteil auch bei Lemberger durch maschinellen Vorschnitt und Nachschnitt auf Zapfen deutlich geringer als bei Riesling - vgl. Darstellungen

Ähnlich wie bei Trollinger ist auch bei Lemberger bei Rückumstellung mit besonders hoher Fruchtbarkeit zu rechnen. Der Stockaufbau "leidet" bei Trollinger und Lemberger durch Verkahlung im Stockinnern sowie der hohen Anfälligkeit für Phomopsis stärker als bei Riesling oder Schwarzriesling. Deshalb ist hier, wenn überhaupt, allenfalls ein jährlicher Wechsel zwischen Kordon und Bögen angebracht. Zwei- oder gar dreijähriger Kordon hat in unseren Versuchen zu erheblichen Problemen mit geeignetem Zielholz im Stockinnern geführt. Naturgemäß nahm die Fruchtbarkeit bei zweijährigem Kordon gegenüber einjährigem zu. Dies konnte jedoch die angeführten anderen Nachteile nicht ausgleichen. 

Bei Schwarzriesling verbietet sich ein mehrjähriger Kordon insbesondere wegen der extrem hohen Anzahl an Wasserschossen aus dem Kordonarm und der daraus folgenden Laubwandverdichtung.

 Wenn auch bei Kerner, Müller-Thurgau und Silvaner nur wenig eigene Ergebnisse zum Zapfenschnitt vorliegen, so sind diese aufgrund ihrer geringen Fruchtbarkeit an den basalen Knospen kaum für Zapfenschnitt geeignet. Daneben ist bei allen dreien gerade bei Zapfenschnitt mit besonders ausgeprägten Jahrgangsschwankungen in der Fruchtbarkeit zu rechnen. Hinzu kommt bei Kerner und Müller-Thurgau die hohe Anfälligkeit für Phomopsis und insbesondere Botrytis, wenn die Laubwand zu dicht wird. Faules Lesegut ist jedoch gerade bei diesen "Muskatsorten" wegen der aromazerstörenden Wirkung des Botrytispilzes aus Sicht eines sortentypischen Weines höchst unerwünscht. Bei Silvaner dürfte, ähnlich wie bei Schwarzriesling, die erhöhte Wasserschoßbildung am Kordonarm gegen den Zapfenschnitt sprechen.

Gesamtbeurteilung

 Bei Riesling ist der maschinelle Vorschnitt in Verbindung mit Zapfen oder auch der Wechselkordon sowohl aus arbeitswirtschaftlicher Sicht als auch der erzielten Ertragsleistung interessant. Angepaßte Zapfenlänge, konsequent kurzer Anschnitt in der Stockbasis sowie jährlicher Wechsel von Kordon zu Bogen kann dabei die pflanzenbaulichen Nachteile einschränken helfen. Bei Schwarzriesling ist die Arbeitszeiteinsparung bei dem maschinellen Verfahren gegenüber manuellem Schnitt gering, der Ausbrechaufwand erhöht und die Erträge wider Erwarten deutlich geringer. Die Sorte Silvaner dürfte ähnlich einzustufen sein. 

Lemberger und Trollinger eignen sich aufgrund ihrer basal recht geringen Fruchtbarkeit kaum für den Zapfenschnitt. Im Gegensatz zum Riesling ranken diese nur schwach, weshalb der anteilige Zeitbedarf für das Rebenherausziehen und damit der Schnitt insgesamt deutlich geringer ist. Daraus ergibt sich bei diesen Sorten nur eine geringe Zeitersparnis durch maschinellen Vorschnitt. Die Sorten Kerner und Müller-Thurgau dürften aufgrund ihrer pflanzenphysiologischen Eigenschaften, ähnlich wie Trollinger und Lemberger, einzustufen sein. 

Während bei Rotweinsorten Verdichtungen in der Traubenzone mit der Folge höherer Botrytisgefahr aus Gründen der Farbstoffbildung sowie Farbstofferhaltung unerwünscht sind, ist es besonders bei Sorten mit Muskataromen, die mangelnde Aromaausbildung bei Schattentrauben sowie die aromazerstörende Wirkung der Fäulnis. Aus Sicht der Weinqualität sind diese Faktoren bei der Gesamtbeurteilung der Verfahren deshalb unbedingt zu berücksichtigen. Bei manueller Lese muß auch der Mehraufwand, bedingt durch mehr und kleinere Trauben, gegenüber Bogenschnitt in die Gesamtbeurteilung einbezogen werden. Bei maschineller Ernte entfällt ein etwaiger höherer Leseaufwand. Demnach paßt der maschinelle Rebschnitt in eine "vollmechanisierte Bewirtschaftung". 

Die Erfahrungen der vergangenen Jahre im Hinblick auf Kräuselmilbenbefall in Verbindung mit Zapfenschnitt zeigen auf, daß hier die Schadschwelle wesentlich niedriger liegt als bei Bogenschnitt. Demnach scheint es sinnvoll, bei auch nur geringstem Vorjahresbefall entweder auf Zapfenschnitt in den entsprechenden Anlagen zu verzichten oder eine gezielte Bekämpfung vorzunehmen, um wirtschaftliche Verluste zu vermeiden. 

Alternativen zum Zapfenschnitt  

Nachdem der Zapfenschnitt aus pflanzenbaulicher Sicht - mit Ausnahme des Rieslings - deutliche Nachteile mit sich bringt, gilt es, auch nach anderen Möglichkeiten der Arbeitseinsparung für Rebschnitt und Biegen zu suchen. Hier steht zunächst der Einsatz von Hilfskräften zur Diskussion, die z. B. schon kurz nach der Lese die alten Bögen zu etwa 2/3 "herausschneiden" oder nach Vorschnitt mit der pneumatisch oder elektrisch betriebenen Rebschere die Reben herausziehen. Diese Vorgehensweise ermöglicht die Bewirtschaftung größerer Flächen je Facharbeitskraft und senkt die Kosten je Flächeneinheit über den Einsatz kostengünstiger Hilfskräfte. Nachdem der Zeitaufwand für den Rebschnitt stark von der Wuchskraft der Anlagen abhängt, ist insbesondere auf ausgeglichenen Wuchs, d. h. sortenspezifisch mittlere Holzleistung zu achten. In diesem Zusammenhang ist auch der Drahtrahmen bzw. die Formierung der Bogrebe sowie die Anzahl der Heftdrähte von Bedeutung. Besonders bei stark rankenden Sorten sowie aufrecht wachsenden Sorten kann die Anzahl der Heftdrähte beispielsweise in Verbindung mit dem Laubhefter bis auf zwei Einzeldrähte reduziert werden. Dies kann zu einer deutlichen Senkung des Aufwandes für das "Rebenherausziehen" sowie einer erheblichen Erleichterung dieser Arbeit führen. 

Überlegenswert ist vor diesem Hintergrund auch der Einsatz der Vorschneidemaschine bei stärker rankenden Sorten, Darstellung 8, um lediglich das einjährige Holz aus den oberen Drähten, an denen die Triebe oft besonders stark angerankt sind, "herauszufräsen". Bei Stockabständen um 1,20 - 1,30 m reicht hierbei die verbleibende Holzlänge für die erforderlichen zwei kurzen Ruten aus. Kann dann noch das untere Heftdrahtpaar heruntergehängt werden - an jedem 3. Stickel etwa 20 cm unter dem unteren Biegdraht ein Haken -, so stören kaum noch die Drähte beim Rebenherausziehen und späteren Biegen. Das "Weghängen" der Drähte empfiehlt sich dabei bald nach der Lese, da sich hier die Ranken noch leichter lösen. 

  Darstellung 8: Einsatzarten der Rebenvorschneidmaschine         

                                   

Richtige Stammhöhe, gezielter Anschnitt von wirklich notwendigen Zapfen, sachgerechtes Ausbrechen sowie einfaches Herunterbiegen über den oberen Biegdraht, sind weitere Kriterien für die zügige Arbeit beim Rebschnitt. Besonders, wenn die pneumatische/elektrische Rebschere eingesetzt wird, dürfen die Bogreben nicht um die Biegdrähte geschlungen werden, dies würde Zeitverlängerung sowie Drahtverletzungsgefahr bedeuten.

 

Schlußfolgerungen:

Sinkende Rentabilität, größer werdende Betriebe und steigende Kosten zwingen uns, nach weiteren Möglichkeiten der Arbeits- und Kosteneinsparung zu suchen. Als eine von mehreren Möglichkeiten bietet sich der handarbeitsintensive Rebschnitt an, zumal dieser zum begrenzenden Faktor in der bewirtschaftbaren Fläche je Ak werden kann. 

Neben dem Einsatz der Vorschneidemaschine und Nachschnitt auf Zapfen kann im Einzelfall auch das "Herausfräsen" der einjährigen Triebe aus den oberen Drähten eine geeignete Lösung darstellen. Auch durch optimale Gestaltung des Drahtrahmens, der Formierung sowie ausgeglichenem Wachstum kann der Zeitaufwand reduziert werden. Der Einsatz von Hilfskräften ermöglicht es, nicht nur die Fläche je Facharbeitskraft zu erhöhen, sondern auch die Kosten zu senken. 

Pflanzenbaulich müssen bei Zapfenschnitt mit Ausnahme des Rieslings nach unseren Untersuchungen deutliche Nachteile sowie auch Mindererträge gegenüber Bögen in Kauf genommen werden. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit kann den Praktikern deshalb nur empfohlen werden, durch eigene Tastversuche die pflanzenbauliche Eignung bei verschiedenen Sorten zu prüfen und nur bei mehrjährig positiven Ergebnissen auf das geänderte Verfahren umzustellen. Wird der Einsatz auf geeignete Sorten sowie Teilflächen des Betriebes beschränkt, ist das Risiko einer Minderleistung gering und die Wirtschaftlichkeit gesichert. 

Literatur

Fox et. al: Einjährige Ergebnisse aus Versuchen mit der Vorschneidemaschine
Rebe und Wein, 44 , (1991), 392-394

Fox, R. : Ergebnisse zum Zapfenschnitt aus dem Jahr 1993"
Rebe und Wein, 47 , (1994), 58-60

Fox et. al : Ergebnisse aus Versuchen zum maschinellen Rebschnitt
Rebe und Wein, 49 , (1996), 53-59

Fox et. al : Bogen oder Kordon?
Das Deutsche Weinmagazin, 4 , (1996), 17 - 22 

Walg, O. : Manueller Rebschnitt - gibt es sinnvolle Alternativen?
Das Deutsche Weinmagazin, 12 , (1997), 26 - 31

Maul, D. : Kostensenkung: Den Rebschnitt rationalisieren
Der Deutsche Weinbau, 8 , (1997), 12 - 15 

Pfaff, F. : Adventsschnitt fördert Frostschäden
Das Deutsche Weinmagazin, 11 , (1996), 18 - 22

R. Fox, P. Steinbrenner und E. Bihlmayer

Stand: Februar 1999

Informationen  zum Datenschutz und zum Einsatz von Cookies auf dieser  Seite finden Sie in unserer Datenschutzerklärung